Orgel

Kinder an der Orgel

Foto Kinder an der Orgel Christophorus

Orgel von unten

Die Janke-Orgel von Christophorus in Göttingen

In der 1964 eingeweihten und vom Architekten Olaf Andreas Gulbransson entworfenen denkmalgeschützten Christophorus-Kirche in Göttingen steht eine Orgel des weithin geschätzten Orgelbaumeisters Rudolf Janke aus Bovenden. Das Instrument wurde 1967 in einem ersten Bauabschnitt mit 8 Registern, verteilt auf Hauptwerk und Pedal ausgebaut. Die Orgel wurde so angelegt, dass sie später auf ca. 20 klingende Register erweitert werden könnte, was in den Folgejahren aus verschiedensten Gründen unterblieb.

Nach vielen vorangegangenen – allerdings vergeblichen - Versuchen, den Endausbau doch noch vorzunehmen gelang es jetzt glücklicherweise, dieses Vorhaben umzusetzen. Nicht zuletzt ist es dem zuständigen Orgelrevisor Jörg Ehrenfeuchter durch unermüdliches Werben gelungen, die Verantwortlichen in der Kirchengemeinde für dieses Vorhaben zu gewinnen.

Das nunmehr durch Orgelbau Sauer & Heinemann in Höxter-Ottbergen endgültig ausgebaute Instrument verfügt über insgesamt 19 klingende Register. Das Brustwerk musste technisch gänzlich neu angelegt werden. Im vorhandenen Pedal waren lediglich die neuen Register unterzubringen. Im fast komplett ausgebauten Hauptwerk fehlte nur die Trompete 8Fuß.

Das erweiterte neue Klangkonzept der Orgel ermöglicht zukünftig die Darstellung einer großen Bandbreite stilistisch unterschiedlichster Orgelmusik. Ermöglicht wurde die Verwirklichung des Endausbaus unter anderem durch den kostengünstigen Ankauf von 10 gebrauchten, aber restaurierten historischen Registern aus dem privaten Orgellager des Orgelbauers Hans-Ulrich Funk aus Herzberg, dem im Zusammenwirken mit Thomas Heinemann und Gustavo Thern auch die gesamte neue Klanggestaltung oblag. Die Disposition (Registerzusammenstellung) des erweiterten Orgelwerkes lautet wie folgt:

ZUR KONZEPTION

Schon die erste Ausbaustufe von Rudolf Janke orientierte sich klanglich an norddeutsch-barocken Vorbildern. Auch der jetzige Endausbau nimmt darauf Bezug und hat bei der Zusammenstellung der Register weitgehend das von Janke bereits 1967 vorgegebene Konzept berücksichtigt. Anstelle der von Janke vorgesehenen Klangkrone mit einem Scharf im Brustwerk haben wir lediglich das vielseitigere Register Terz gewählt, das deutlich mehr Klangmöglichkeiten im Farbbereich für den versierten Spieler/die Spielerin bereithält (wie z. B. die Sesquialtera, das Cornett oder das Carillon).

Im Pedal sah Janke als Zungenbasis lediglich eine schlanke Trompete 8Fuß vor. Da sein Konzept im Hauptwerk bereits eine Trompete vorsah, haben wir uns stattdessen für eine dezente Posaune 16Fuß entschieden. Dieses große platzintensive Register musste z.T. außen am recht engen Pedalgehäuse installiert werden. Es bringt dem

Klangfundament der Orgel in wesentlich besserer Weise den erforderlichen Zuwachs an Gravität als die ursprünglich vorgesehene Trompete. Heutigentags würde Janke unsere Abweichungen von seinem Konzept vermutlich nicht nur begrüßen, sondern wohl eher selbst so vorsehen.

In den fast 60 Jahren, in denen die handwerklich hochwertige Orgel bereits ihren Dienst versieht, haben sich die Klangauffassungen besonders mit dem Blick hin auf die Orgel-landschaften Mitteldeutschlands verändert. Die jetzt eingesetzten gebrauchten Register bringen mit ihrer teils jahrhundertealten klanglichen „Patina“ nicht nur einen besonderen Charme mit ein, sondern mischen sich mit dem ursprünglichen Janke-Bestand so problemlos, dass ein in sich geschlossenes neues Klangbild entstanden ist.

Möge das nunmehr fertiggestellte Orgelwerk die hohen Erwartungen erfüllen, die mit Recht an die kunsthandwerkliche Arbeit der Ausführenden gestellt werden dürfen. Möge dem Instrument weiterhin eine lange und funktionssichere Zukunft beschieden sein. Und mögen deren Klänge allezeit die Herzen und das Gemüt der Spielenden und Hörenden mit Freude, Andacht und geistlicher Erbauung anrühren.

Für alle an der Ausführung Beteiligten:

Hans-Ulrich Funk Orgelbauer, Kreiskantor und Orgelsachverständiger i. R.

Herzberg am Harz am 24. Februar 2024